Mirja Ernst (Sisley), Tanja Klein und Petra Penzinger (Incommunications) beim Vogue After-Work-Gespräch / Credit: Julia Malysch

»Wein ist Leben« | Vogue Business

Ein Interview mit Tanja Klein

Bei Vine Consult Tanja Klein dreht sich alles um edle Tropfen und feinste kulinarische Handwerkskunst. Der Winzer, der seine Weinfässer mit

gregorianischen Chorälen beschallt, weil nur so der Wein entspannt reifen kann. Der Bauer in Tirol, der auf tausend Meter Höhe Äpfel anbaut, um aus wirklich sonnenverwöhnten Früchten Saft für die Sterne-Gastronomie zu pressen. Die Gardenie aus dem Atlasgebirge, die dem weltweit einzigen blauen Gin zu seiner

Das Interview mit Tanja Klein gibt es in der aktuellen Ausgabe von Vogue Business

Aquamarinfärbung verhilft. Wenn Tanja Klein von ihren Entdeckungen und Erlebnissen schwärmt, kann es vorkommen, dass man als Zuhörer meint, die frische Gebirgsbrise aus dem Trentino zu spüren oder die säuerliche Süße eines Grand Cru aus dem Obstgarten zu schmecken. Auf jeden Fall wird man einen Schatz an Geschichten über Genuss und kulinarisches Handwerk nach Hause tragen. Und nebenbei eine ganze Menge dazulernen – vor allem, wie man aus Begeisterung und mit Passion ein Lebensglück zaubern kann.

VOGUE: Hotelfachfrau, Sommelière, Agenturchefin, Marketing- und Eventprofi, Vine Consult, Bloggerin. Hatten Sie ein derart breit gefächertes Jobportfolio schon zu Beginn Ihrer Karriere im Sinn?

Tanja Klein: Ich wollte tatsächlich immer mehr und immer weiter und habe mir direkt nach der Ausbildung in der Hotellerie Zusatzqualifikationen gesucht. Gleichzeitig bin ich jedoch sehr fokussiert, denn im Grunde dreht sich alles um den Genuss: Wein, Champagner, feinste destillierte Spirituosen. Neuerdings interessiere ich mich außerdem für erlesene Säfte und Öle, aber auch diese aus Manufakturen mit hohem Anspruch. Jetzt möchte ich etwas Neues ausprobieren – eine professionelle Weinberatung für Business-Frauen.

 

 

"Winzer sind Bauern, aber auch Künstler mit einer großen Passion"

 

Warum maßgeschneidert für diese? Wissen Männer schon alles?

Es gibt diverse Frauen in meinem Freundeskreis, die mich vor einem Geschäftsessen, zu dem sie einladen, um Tipps bitten. Die haben ihre Vorlieben und natürlich ihre speziellen Kenntnisse, aber sie fühlen sich unsicher, weil sie auch als Gastgeberin im Restaurant unbedingt alles richtig machen wollen. Männer sind da in der Regel selbstbewusster, die bestimmen kurzerhand für alle und sagen: Das trinken wir jetzt!

Wie darf man sich Ihre Beratung praktisch vorstellen?

Eine Freundin zum Beispiel, die sich hervorragend bei Riesling und Champagner auskennt, bespricht sich gern mit mir, bevor sie die Menüs festlegt. Denkt sie an Tafelspitz, rate ich zu einem schönen Spätburgunder, bevorzugt sie Lamm, empfehle ich eine kräftige Rotwein-Cuvée. Ich versuche, die Idee zu geben, nicht hundertprozentig den Wein. Auf dieser Grundlage kann sie dann den Wein bestellen – und dabei zeigen, dass sie Ahnung hat.

Wäre es denn so schlimm, die Weinbestellung an jemanden aus der Runde zu delegieren?

Ich denke, schon. Sie laden ein, Sie sind die Chefin, aber wenn Sie die Weinkarte aus der Hand geben, geben Sie die Kompetenz aus der Hand. Die müssen Sie sich dann mühsam zurückerobern.

Woher rührt Ihre eigene Kompetenz, Ihre Vorliebe für Wein?

Meine Gene? Ich komme aus dem Badischen, da ist der Wein zu Hause. Aber ernsthaft: Ich hatte das Glück, berufsbegleitend an der Universität von Bordeaux ein Masterstudium in Weinbau und Weinwirtschaft und zusätzlich die Sommelierausbildung machen zu können. Seitdem lässt mich das Thema nicht mehr los, es gibt immer wieder so viel zu entdecken.

Ihre Agentur betreut Winzer und Produzenten in den unterschiedlichsten Ländern. Wonach wählen Sie Ihre Kunden aus?

Wir vertreten fast ausschließlich Traditionsunternehmen. Das Weingut Lourensford in Südafrika existiert seit mehr als 300 Jahren, seit die Hugenotten sich am Kap angesiedelt haben. Der Bordeaux des Weinguts Philippe de Rothschild wird schon seit dem 19. Jahrhundert angebaut. In all diesen Unternehmen, die wir betreuen, steckt ungeheuer viel Erfahrung und zugleich eine unglaubliche Passion. Winzer sind Bauern, aber sie sind eigentlich immer auch Künstler, das macht das Metier für mich so spannend. In ihren Gesprächen ist sehr viel Lebensweisheit dabei. Denn Wein ist Leben.

Und doch wenden Sie sich jetzt auch Nichtalkoholischem zu.

Das Thema "Kein Alkohol" wird wichtiger, oft aus gesundheitlichen Gründen. Und ein Bergapfelsaft, biologisch produziert, mit seiner ganz eigenen Säure, stilvoll im wertvollen Glas serviert, kann bei einem guten Essen durchaus mal den Wein ersetzen.

Wenn Sie von Gesundheit sprechen: Was bedeutet die ständige Beschäftigung mit alkoholischen Getränken für Sie?

Man muss diszipliniert sein, weil Alkohol in meinem Beruf immer und überall zur Verfügung steht. Aber es geht ja nicht darum, besonders viel, sondern besonders Gutes zu trinken. Auf Reisen versuche ich mich zu beschränken, weil Alkohol mich dann müde macht. Und wenn ich auf Präsentationen etwas getrunken habe, gibt es eben am Wochenende nichts. Man muss sich seine Auszeiten gönnen.

Falls es doch mal ein Schlückchen zu viel war: Ihr Tipp?

Irgendwelche Mittelchen, womöglich Chemie, lehne ich ab. Für mich ist dann am besten: Raus an die frische Luft, laufen und anschließend kalt duschen. Und später vielleicht eine Flädlesuppe. Rindssuppe mit Flädle, ein bisschen Karotte und Lauch. Hilft übrigens auch bei Heimweh oder wenn man mal einen Trost braucht. Die hilft immer.

Wein, Champagner, Whisky, Gin, Wodka – es gibt eine Palette von Getränken, auf die sich derzeit fast alle einigen können. Warum haben es andere Drinks eher schwer?

Es gibt wunderbare alte französische Tropfen wie Armagnac oder Calvados, die sind ins Hintertreffen geraten, aber sie werden wiederkommen. Der Gin Tonic hat das Feierabendbier verdrängt. Völlig zu Unrecht, wie ich glaube, denn es gibt eine unglaubliche Vielzahl an Craft-Bieren mit immer neuen Kreationen. Ein sehr spannendes Thema, das man auch neu entdecken wird.

 

"Frische Liköre aus Italien – jetzt kehrt der Aperitif zurück"

 

Und wofür sollten wir uns diesen Sommer begeistern?

Aperitifs aus Italien! Liköre mit Rhabarber oder Erdbeere, nicht unbedingt süß, sondern mit ein paar Kräutern, Soda und Eis serviert. Die haben ein herrlich frisches Aroma. Der Hype geht gerade erst los. Es ist wie bei unseren Eltern in den 1960er Jahren: Man geht bewusst auf einen Aperitif, ganz klassisch.

Ihre Branche war vor gar nicht langer Zeit noch so was wie ein Herrenclub. Fühlen Sie sich als Vorreiterin?

Dass sich Frauen mit Wein auskennen, ist schon auch ein wenig Kampf gewesen, heute ist das zum Glück anders. Als ich vor 20 Jahren anfing, frisch von der Sommelierschule, hat einer meiner ersten Gäste nach einem männlichen Kollegen verlangt und mir direkt gesagt: "Sie werden mir hier jetzt nix über Wein erzählen wollen!"

Und? Musste er verdursten?

Seine Frau hat ihm einen Rippenstoß verpasst, und ich habe sie schließlich doch beraten. Es sind dann ganz liebe Stammgäste geworden.

 

WEIN-FAVORITEN

Tipps von der Sommelière – Tanja Klein empfiehlt ihre Lieblingsweine von Winzern aus der Pfalz bis Neuseeland: MANNA von Franz Haas: eine Cuvée aus fünf unterschiedlichen Weinen und Höhenlagen in Südtirol, gewidmet Luisa Manna, der Frau des Weinbauern. LOVEBLOCK PINOT GRIS aus Neuseeland: fruchtiges Produkt des Winzer-Duos Erica und Kim, die erst vor gut zehn Jahren begonnen haben, ihr Stück Land zu kultivieren. CÔTES-DU-RHÔNE BELLERUCHE ROSÉ: sommerliche Cuvée der Maison M. Chapoutier, die auch Weinkurse anbietet. DAS KREUZ vom Weingut der Brüder Rings in der Pfalz: komplexer Rotwein, angebaut in Freinsheim. III A.C.: ein fast schon tiefvioletter Rioja der Bodegas Beronia im spanischen Ebro-Tal.

 

Vielen Dank an Rita Kohlmaier für das Interview, und an Benjamin Brinckmann für die Fotos!

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